Umwelterkrankungen
Man schätzt, dass zur Zeit über 7 Mio. chemische Verbindungen existieren und dass jedes Jahr mehr als 25000 neue Stoffe dazukommen. Über 50000 davon befinden sich im täglichen Gebrauch.
Sowohl in Tierexperimenten als auch in der Humanmedizin hat sich längst gezeigt, dass gerade solche Umweltgifte wie z. B. Holzschutzmitel, Autoabgase, Pestizide, Insektizide, Düngemittel, chemische Rückstände und Schwermetallionen aus dem Trinkwasser oder aus Amalgamfüllungen sowie Zusatzstoffe aus der Nahrung wie Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Bindemittel, Aromastoffe und Geschmackskorrigenzien, deutliche Abweichungen im zellulären Energiestoffwechsel und in der körperlichen Immunreaktion, bis zu einer Blockade hervorrufen können. Daher ist die Identifizierung und entsprechender Abau und Ausleitung dieser Umweltgifte von entscheidender Bedeutung für die stoffwechsel- und immunologische Entlastung bei chronischen Umwelterkrankungen wie Multiple Chemical Sensitivity (MCS), Chronic Fatigue Syndrom (CFS)und Fibromyalgie.
Aufgrund mangelnder diagnostsich-therapeutischer Erfahrungen werden diese Patienten leider nicht selten psychiatrisiert und wandern über Jahre von einer Therapiestätte zur anderen.
Im Einklang mit dem bayerischen „Wegweiser für Umweltmedizin“, 1998, wird eine entsprechende Methodik bei der Diagnostik und Therapie bekanntester Umwelterkrankungen verwendet. Hier findet die sachgerechte Verwendung der Diagnoseblöcke eine besondere Berücksichtigung.
Das Diagnoseprogramm der Umweltklinik Neukirchen
In Kenntnis der o. g. Diagnosemarker für die jeweilige Umwelterkrankung gilt als Hauptziel des Programms die Auswertung stofflicher, neurotoxischer und immunotoxischer Belastungen der Umweltpatienten. Zuerst werden durch eine ausführliche Anamnese und gezielte immunologische Tests Symptomverursacher wie Eppstein-Barr-Virus, eine Borrellieninfektion oder eine Autoimmunerkrankung ausgeschlossen. Es folgt eine aufwändige Untersuchung verschiedener belastender Umweltschadstoffe im Blut, Muttermilch oder Harn, die für Mitteleuropa klinisch relevant sind. Hierzu gehört mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS) die Identifizierung wichtiger Organchlorverbindungen (PCP, PCB’s, HCH bzw. Lindan, DDT, Hexachlorbenzol u. a.), von Pyrethroiddervaten, Lösemittel, Formaldeyhad sowie von Fuselalkoholen, Methanol und organischen Quecksilberverbindungen.
Ebenfalls werden im klinischen Umweltlabor routinemäßig 10 relevante Schwermetalle, die meistens in Dental- und Geschirrlegierungen zu finden sind (Quecksilber, Zinn, Palladium, Gold, Silber, Kupfer, Blei, Cadmium, Nickel, Chrom), in Speichel, Harn und Muttermilch nach Mobilisationstests mit Chelatstoffen mittels Atomabsorptions-Spektrometrie (AAS) untersucht.
Die Unfähigkeit, die erwähnten Schadstoffe zu neutralisieren und auszuscheiden, ist bei Umweltpatienten häufig auf einen sog. „genetischen Polymorphismus“ zurückzuführen, der ebenfalls in der Spezialklinik Neukirchen untersucht wird und sich meistens durch eine eingeschränkte Funktion wichtiger Entgiftungsenzyme der I. oder II. Detoxphase äußert. Die dadurch entstehenden Schadstoff-anlagerungen in Fett- und Bindegewebe, Leber, Nieren und Nervensystem sind für die bekannten neurotoxischen, immunotoxischen, sensibilisierenden und inflammatorischen Reaktionen der Umweltpatienten verantwortlich.
Im Mittelpunkt des Diagnose- und Therapieprogramms steht auch die Problematik der Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die heutzutage für viele überraschende Symptome wie Kopfschmerzen, Migräne, Hautausschläge aller Art und Darmprobleme bis hin zur Atemnot verantwortlich sein können. Man unterscheidet hier typische allergische Reaktionen gegen Nahrungsmittel, die mit einer Beteiligung des Immunsystems stattfinden, und falsche allergische Reaktionen, die meistens auf Zusatzstoffe aus der Nahrung (Natriumglutamat, biogene Amine aus Wurst, Bier, Käse, Schokolade, Rotwein sowie Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Verdickungsmittel usw.) zurückzuführen sind.
Intoleranzreaktionen gegen 60-90 Nahrungsallergene und Zusatzstoffe aus der Nahrung (Konservierungs-, Farb- und Aromastoffe, Emulgatoren, Geschmackskorrigentien, Metalle, biogene Amine, Gewürze u. a.) werden neben den wichtigsten physiologischen und pathogenen (krankmachenden) Vertretern der Darmflora (Bakterien, Pilze und Parasiten) auch überprüft.
Die Identifizierung der o. g. Provokationsfaktoren ist von großer Bedeutung, denn die Mehrzahl der Betroffenen leiden nachweislich unter kombinierten Schadstoffeinflüssen, die sich gegenseitig potenzieren und damit die langjährigen immunotoxischen und neurotoxischen Nebenwirkungen, verbunden mit Energieblockaden, Redoxverschiebungen und Produktion von Freien Radikalen erklären lassen, wodurch die polymorbiden Zustände der Fibromyalgie-, MCS- und CFS-Patienten entstehen.
Individuelle Therapiemaßnahmen
Erst nach Auswertung dieser Befunde kann man die notwendigen integrativen Behandlungsschritte mit individuellem Charakter einleiten.
In der Regel gehören zur Strategie der Klinik 5 Therapierichtlinien:
1. Die Verordnung entsprechender Ausleitungs- und Detoxverfahren (Entfernung von Dentallegierungen bei nachgewiesener Belastung, Chelatstoffe, biologische Mittel zur Steigerung der I. und II. Detoxphase in der Leber, den Nieren und dem Nervensystem, Hyperthermieanwendungen, Hydrocolontherapie, Toxin-Absorbers, Enzympräparate u. a.) (Ali M et al, 1999, Ionescu G. 2001, Ionescu JG, 2004)
2. Ein individueller hypoallergener und zusatzstofffreier Diätplan, der die festgestellten Intoleranzen berücksichtigt und mit Hilfe von Probiotika zum Aufbau einer physiologischen Darmflora beiträgt.
3. Die Kompensation der festgestellten Defizite an Antioxidantien, Fettsäuren, Aminosäuren, Spurenelementen und Vitamine mit Co-Enzym-Funktion (in Infusions- oder Kapselform)
4. Ein komplexes psychologisches Betreuungsprogramm mit Einzel- und Gruppengesprächen sowie Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga, Bio-Feedback u. a.
5. Empfehlungen für ein vom Untersuchungsergebnis abhängiges Sanierungsprogramm am Arbeitsplatz und zu Hause, das die Entfernung verschiedener Emissionsquellen berücksichtigt: Holzschutzmittel, Spanplatten, imprägnierte Teppichböden und Tapeten, Ledermöbel bzw. -kleidung, Wasch- und Desinfektionsmittel, Berufsallergene, Metallgeschirr/-besteck u. a.
Die positiven langfristigen Ergebnisse der Spezialklinik Neukirchen bei Umwelterkrankungen wie MCS, CFS und Fibromyalgie (Kauppi M, 1996, Ionescu JG, 2005) haben die Krankenkassen veranlasst, seit Jahren die Therapiekosten für diese Patienten zu übernehmen.